22.08.2010 – 04.09.2010
Das Mount-Everest-Erlebnis hat mich an die Besteigung der Zugspitze ca. zwei Monate vor Antritt der großen Reise erinnert. Doch um diesen Rückblick “Zugspitze” in den vollen Kontext meiner Reise zu setzen, gibt es vorab noch einen Rückblick zum Rückblick:
Während meiner Promotion wurde ich von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert. In jeglicher Hinsicht für mich ganz besonders wertvoll waren die Doktorandenforen und Sommerakademien. Mit meinem letzten akademischen Abschluss endete automatisch auch die Förderung und es gab für mich nur noch eine Chance eine Sommerakademie zu besuchen. Einziges Problem: Der Zeitraum dafür lag lediglich wenige Wochen vor Antritt meiner großen Reise. Ich hatte weder einen Rucksack noch Funktionskleidung oder um es anders zu sagen: Ich hatte bisher neben ein paar Kleinigkeiten nur ein gutes Paar Wanderschuhe und eine neue Digitalkamera – der Rest musste noch besorgt werden. Sollte ich wirklich zur Sommerakademie fahren, hätte ich für all die notwendigen Besorgungen nur noch weniger als zwei Wochen Zeit. …
Was soll’s… Unter Zeitnot arbeitet man eh effektiver. Zudem könnte ich bei der Gelegenheit doch meine Wanderschuhe einlaufen und mich mit meinem neuen Knipskasten vertraut machen. Ich entschied mich die Gelegenheit nicht zu versäumen und auf die Sommerakademie zu fahren – glücklicherweise!
Neben mir war noch ein anderer Student aus Bochum angemeldet. Daniel und ich fuhren in seinem Auto Richtung Süddeutschland, sammelten in Frankfurt noch zwei weitere Studienstiftler ein, kamen abends schließlich in Rot an der Rot (in der Nähe des Bodensees) an und bezogen im…
…mit der sehenswerten Klosterkirche…
…im angeschlossen Jugendhaus St. Norbert unsere Quartiere. Meine letzten zwei Wochen mit Studienstiftlern – das wird ein Spaß!
Ich habe mich für die Arbeitsgruppe “Werden wir jetzt Gott? – Die neue Welt der synthetischen Biologie” unter Leitung von Prof. Dr. Jörg Stülke und Dr. Ulf Gerth entschieden und als Präsentationsthema “Biodiesel aus E. coli” gewählt. Mit meinem wissenschaftlichen Hintergrund war dies ein wirklich schöner diskussionsreicher Abschluss von der universitären Ausbildung. Dabei kann ich auch guten Gewissens erwähnen, dass die gesamte Arbeitsgruppe inkl. der beiden Dozenten wirklich hervorragend war! Neben dem fachlichen spielt bei einer Sommerakademie zusätzlich und ganz besonders der soziale Teil eine tragende Rolle.
So hatte ich bei den vielen Wanderungen durch den Wald,…
…wieder zurück zum Kloster, genügend Gelegenheit nette Leute kennenzulernen und natürlich auch meine Kamera ausgiebig zu testen. 😉
Auch die Nachtwanderungen bei Vollmond…
…vorbei an gruseligen Ställen…
…und psychedelisch wirkenden Kühen…
…offenbarten das Potential meiner Digitalkamera. Obiges Bild hat es beim ausgeschriebenen Fotowettbewerb sogar auf Platz 1 und damit auf die Titelseite der Akademiezeitung geschafft. 😀 Die Mitbewerber, mit professionellen Spiegelreflexkameras bewaffnet, waren dabei nicht zu unterschätzen. Auf Seite 2 der Zeitung wurden auch noch zwei weitere Bilder von mir veröffentlicht (hier im Beitrag die ersten beiden Bilder).
Natürlich musste ich auch die Unterwasserfunktionalität testen. Der Kloster-Springbrunnen bescheinigte mir schließlich die Dichtheit des Gehäuses,…
…so dass ich meine Kamera problemlos mit in den nahegelegenen Teich nehmen konnte. Die Unempfindlichkeit gegen Staubpartikel/Dreck hatte sich ebenfalls bestätigt, da ich meine Digicam ohne jegliche Schutzhülle direkt in der Hosentasche transportiere. Ob sie wirklich aus einer Höhe von 2 m fallen gelassen werden kann ohne ihre Funktion einzubüßen, das wollte ich dann nun nicht ausprobieren… Zusammenfassend war ich (und bin immer noch) überaus glücklich über meine Kaufentscheidung: Eine perfekte Reisekamera.
Genug zum Knipskasten. Bei einer Geocaching-Tour konnte ich meine “Navigationskünste” unter Beweis stellen, ob sie für die Reise auch angemessen waren.
Sagen wir mal so, ich konnte mein im Mobiltelefon integriertes GPS ganz gut bedienen, werde mich auf der angedachten Reise aber lieber auf bewährtes Kartenmaterial und das Fragen von Ortskundigen verlassen… 😉
Neben den vielen Outdoor-Aktivitäten wurde natürlich das Feiern nicht unbedacht gelassen. Im Bild ist der “Party-Fahrstuhl” zu sehen…
Bei solch einer ähnlichen Gelegenheit keimte dann schließlich auch die Zugspitze-Idee von meinem Bochumer Gefährten Daniel und mir auf.
Daniel: “Eigentlich könnten wir doch auf die Zugspitze klettern – die ist ganz in der Nähe.” Ich: “Ja, warum nicht, dann könnte ich auch gleich meine Wanderschuhe richtig einlaufen.”
… … … Natürlich waren wir nicht mal annähernd auf dieses Schnapsidee vorbereitet. Ich überlegte:
– Neue, nicht eingelaufene Schuhe (ein sicherer Tritt muss aber gewährleistet sein).
– Keine Regenklamotten (das Wetter war zu dem Zeitpunkt miserabel).
– Keine warme Kleidung (auf der Zugspitze waren es immer noch Minusgrade).
– Noch nicht mal einen Rucksack (oben auf dem dritten Bild ist mein Koffer zu sehen…)
Eine ideal überraschende und unvorbereitete Situation – das musste einfach gut werden. Zudem bin ich hier noch im geschützten Deutschland. Eine super Gelegenheit meine Belastungs- und Improvisationsgrenzen auszutesten und Vorab-Erfahrungen für die bevorstehende große Reise zu sammeln.
Trotz mehrfacher Aufrufe war es jedoch alles andere als einfach zwischen den über 150 Akademie-Teilnehmern weitere Mitstreiter für diese glorreiche Idee zu gewinnen. Zu gefährlich, zu kalt, zu unerfahren, zu anstrengend, zu verrückt. Es schien, dass wir beiden Repräsentanten unserer Uni wirklich die einzig Überzeugten von der Besteigung der Zugspitze waren. Nebenbei erwähnt habe ich auch bei vergangenen Sommerakademien einige der erlebnisreichsten Ideen in Verbindung mit anderen Bochumern gehabt – Kreativität und Spontanität, ganz offensichtliche Qualitätsmerkmale meiner Alma Mater. 😉 Nahezu im letzten Moment konnte wir noch drei andere Kletterfreudige für unsere Idee gewinnen. Ruth, Asar und Sven – ebenfalls Naturwissenschaftler – waren bereits klettererfahren und hatten für das kommende Wochenende eine andere Tour vor, ließen sich dann aber doch für die Zugspitzherausforderung begeistern.
Perfekt! Möge das Erlebnis “Zugspitze – Besteigung des höchsten Bergs Deutschlands” beginnen und mir viel Erfahrung für meine bevorstehende Reise bescheren. 🙂
Weiterführende Links:
- Studienstiftung des deutschen Volkes – Eine super Institution
- Rot an der Rot – Historische Stadt in Süddeutschland
- E. coli – Kleines Bakterium mit großer Wirkung
- Geocaching – Moderne Schatzsuche
- GPS – Satellitenortung
- Ruhr-Universität Bochum – Meine alte Uni
- Alma Mater – Mit Wissen nährende Mutter