23.11.2010
Wieder zurück im “geliebten” Kathmandu-Thamel…
…und zurück zu meiner “Lieblingsbeschäftigung”: Dem Kampf mit der Bürokratie und in diesem Fall der Indischen Botschaft. Auch diesen Tag verbrachte ich mit Warten und Labern, um endlich das gewünschte “Multiple-Entry”-Visum zu bekommen. Nebenbei habe ich von einigen anderen Reisenden gehört, dass mit etwas “Extrageld” alles viel schneller gehen würde. Durchaus interessant zu wissen – ausprobieren wollte ich es aber nicht, schließlich suche ich ja die “Herausforderung”. (Hätte eh nie gedacht, dass die Visabeantragung für ein Dritte-Welt-Land eine Herausforderung sein könnte… aber gut, man lernt ja nie aus. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, das Deutschland seine Entwicklungshilfe für Indien einstellen möchte… Wer weiß, wer weiß… Dankbarkeit über die bisher geleistete Entwicklungshilfe sieht jedenfalls anders aus.)
Ansonsten habe ich heute aufgrund der bereits berichteten Ereignisse, dass man versuchte mich im letzten Hotel übers Ohr zu hauen, meine Unterkunft gewechselt und den restlichen Abend mit Office-Tätigkeiten (Planungen und Recherchen) verbracht – wenig spannend aber nun mal auch zwingend notwendig bei einer längeren Reise.
24.11.2010
Vor meinem erneuten Abstecher zum indischen Bürokratiepalast wurde ich Zeuge einer Hochzeit vor meiner neuen Unterkunft. Ganz so glücklich sah das Hochzeitspaar (rechts im Bild) dabei nicht aus – wer weiß welche Konstellation sich die Eltern bei der Hochzeit ausgesucht hatten (arrangierte Hochzeit) – aber gut, dafür waren die Gäste hocherfreut…
Anschließend habe ich auch den heutigen Tag im Visum-Center der Indischen Botschaft verbracht –inklusive einem langen Gespräch mit dem netten Botschaftschef. Das Ende vom Lied: Die Schlacht wurde erfolgreich geschlagen. Ganz ohne Schmiergeld bekam ich abends, nach tagelangem Hin und Her, nun endlich mein „Multiple-Entry”-Visum in den Reisepass! Was ewig währt wird irgendwann auch mal gut. …oder nicht? Ich fragte, welchen Sinn der zusätzliche Hinweis “Gap of two months between 2 visits in India is mandatory.” auf meinem Visum haben soll. Die Antwort kam prompt:
Botschaftsmitarbeiter: “This is a new rule since 6 months. Every multiple entry visa is like this.”
Ich: “Why?”
Botschaftsmitarbeiter: “This is a new rule. The government set it.”
Ich: “What is the reason? I’d like to come back to India within two months.”
Botschaftsmitarbeiter: “This is a new rule since 6 months now. Every multiple…”
Ich: “…entry visa is like this. I know! But why?”
Botschaftsmitarbeiter: “This is because of the new rule… blablabla”
Ich: “…” (gedacht: “In Brawndo steckt was Pflanzen schmeckt…” –>[Idiocracy]<–)
Botschaftsmitarbeiter: “blablabla….every multiple entry visa is like this.”
Ich: “Is it because the government said it?”
Botschaftsmitarbeiter: “Yes.” (freudestrahlend)
Ich: “Ahh, this is a new rule of the government for every multiple entry visa, isn’t it?”
Botschaftsmitarbeiter: “Yes.” (noch freudestrahlender)
Ich: “Ok, and it’s a new rule since 6 months now, isn’t it?
Botschaftsmitarbeiter: “Yes.” (weiter am Grinsen)
Ich: “And what is the reason for this kind of rule?”
Botschaftsmitarbeiter: “This is because of the government…”
Ich: “Ok, ok, I understand… the new rule…” [Idiocracy!!!]
Botschaftsmitarbeiter: “Yes.”
Ich: “May I speak with the head of your visa office?”
Nun ja, nach einem Sinn sollte man auf dem indischen Subkontinent besser nicht fragen aber dennoch wollte ich Gewissheit haben, nach meinem Abstecher nach Sri Lanka wieder nach Indien einreisen zu dürfen. Ein weiteres Gespräch mit dem Botschaftschef ergab, dass ich mit meinem “Multiple-Entry-Visa” (was soviel bedeutet wie “MEHRFACH-EINTRITTS(!!!!!)-Visum”) zur indischen Botschaft in Sri Lanka müsste, um mir dort eine extra Erlaubnis zu holen, um Indien wieder betreten zu dürfen. Auch hier verlief die Frage nach dem Sinn weniger erfolgreich. Dennoch beruhigte mich der Botschaftschef, dass dies kein Problem darstellen dürfte. Sein Wort in Gottes Ohr – wir werden sehen… Wirklich “beeindruckt” über die indische Bürokratie machte ich mich von dannen. Noch länger kann ich wirklich nicht in Kathmandu bleiben – allein schon meiner Gesundheit zu liebe (die Luft ist hier mehr als nur verdreckt).
Abends beim Geld abheben habe ich durch Zufall ein Mädel aus Finnland getroffen. Schnell kam ich mit Henna ins Gespräch und eine Pizza später wir sind direkt weiter in eine Bar (“Sam’s Bar”) gezogen und haben dort noch den wirklich erfahrenen Weltreisenden Adam sowie das australische Paar Dale und Tom getroffen. Wie erholsam das war! Ein paar vernünftige Leute und sinnvolle Gespräche konnte ich nach den letzten beiden Tagen Botschaftserfahrung jetzt wirklich gebrauchen!
Zusammen mit Henna und Adam ging es später weiter in eine “geheime” Disco mitten in der Innenstadt, die bis weit nach Sperrstunde auf hatte… (nur einige Clubs haben hier das Privileg oder besser gesagt: schmieren die Polizei entsprechend…). Wer nicht genau weiß, wo diese Clubs in Kathmandu sind, einfach einen Rikscha-Fahrer fragen – die wissen es zu 100 %.
Während die Straßen von Kathmandu-Thamel wie leergefegt waren, steppte hier im illegalen Disco-Betrieb der Bär.
Beliebt waren wir hier in jedem Fall. Diese drei Fotos entstanden innerhalb von 30 Sekunden. Foto 1…
…Foto 3…
In Summe auf jeden Fall ein sehr lustiger Abend und ein hervorragender Abschied von Kathmandu sowie dem ganzen Visumstheater.
Als wir den Club verließen, wartete bereits eine ganze Horde (ja, das Wort Horde passte hier sehr gut!) von Rikscha-Fahrern…
…und kesselte uns ein. “Where do you wanna go?”, “Cheap price!”, “I’m cheaper!”, “Hop in!”, “I’m better!”, “More cheap!”, “Take a seat!”, “Come to me!” und so weiter und so fort…
Dieser junge Herr hat schließlich von uns den Zuschlag erhalten uns zu Dritt zu unseren jeweiligen Unterkünften zu bringen. Seinen Stolz darüber konnte man ihm sehr gut ansehen. 😉
Einige andere Rikscha-Fahrer ließen jedoch nicht locker und verfolgten uns. “Come into my rickshaw”, “I’m the better driver.”, “Come with me”. Ganz ehrlich, ich kam aus dem Lachen nicht mehr raus. Solche eine Hartnäckigkeit habe ich selten erlebt. Als Dankeschön für die “Unterhaltung” verteilte ich während der wirklich amüsanten Fahrt meine restliche Pizza (aus meiner Doggybag vom letzten Restaurantbesuch) an die durchaus engagierten und dankbaren anderen Rikscha-Fahrer.
Natürlich sahen wir während der Fahrt auch die traurigen Seiten von Kathmandu bei Nacht: Die vergessenen Straßenkinder zusammengekauert auf dem Gehsteig schlafend.
Irgendwann auch mal bei meiner Unterkunft angelangt stand ich schließlich vor verschlossenem Tor. Zunächst machte ich leise auf mich aufmerksam, einige Minuten später etwas lauter. Nichts… Weitere Minuten Wartezeit später probierte ich es nochmal lauter… Nichts. Beim dritten durchaus lautstarken Anlauf wurde ich schließlich erhört und eingelassen.
Wow, was für ein Tag und ich habe jetzt endlich alles beisammen, um Kathmandu verlassen zu können! Meine Vorfreude stieg ins Unermessliche. Morgen geht es weiter mit der Reise. 🙂
Weiterführende Links:
- Kathmandu – Hauptstadt Nepals
- Arrangierte Hochzeit – In manchen Ländern eher die Regel als die Ausnahme
- Visum – Eine Art Eintrittskarte für die Einreise ein anderes Land
- Dritte-Welt – Synonym für Entwicklungsland
- Entwicklungshilfe für Indien einstellen – Nachrichten Auszug
- Entwicklungshilfe für Indien 2009 – Nachrichten Auszug
- Idiocracy – Parodie über die zunehmende Degeneration unserer Gesellschaft
- Sperrstunde – Regelung zur Sicherung der Nachtruhe…
- Rikscha – Manuelles (Fahrrad-)Taxi mit meist sehr geschäftstüchtigen Fahrern…
- Horde – Eine umherziehende wilde Bande
- Doggybag – Transportbehälter für nicht vollständig verzehrte Mahlzeiten
Wow, was ein Spiel! Hast du es in Tokyo gesehen???
Viele Grüße,
Daniel
Das Spiel habe ich leider nicht gesehen aber viele Kommentare dazu gehört, dass beide Mannschaften wie Löwinnen zum Schutz ihrer Kinder gekämpft haben . 😉
i like it.