12.11.2010
Die indische Bürokratie gehört mit Sicherheit zu den ineffizientesten und willkürlichsten weltweit, das spüre ich hier schon ganz deutlich. Kathmandu ist zwar ganz interessant aber zum tagelangen Warten nicht unbedingt der angenehmste Platz. Also ab die Koffer gepackt und in ruhigere Gefilde von Nepal – zum Chitwan-Nationalpark.
Voll beladen, inkl. meines immer noch rekordverdächtig schweren Rucksacks, machten wir uns zu zweit in dieser Fahrrad-Rikscha auf Richtung Busbahnhof.
Während der knapp achtstündigen Busfahrt gab es draußen durchaus einige Überraschungen zu sehen. Deutschland ist hier beliebt – keine Frage.
Nachmittags kamen wir in dem Ort Sauraha an und wurden von dort mittels Jeep vorbei an kleinen Dörfern zu unserer abgelegenen Unterkunft gebracht.
…und bestaunten die Toiletten. Doch wer will schon seinen Dschungelaufenthalt auf dem Klo verbringen? Ich machte mich direkt los und erkundete erst mal die Gegend rund um unser “Mini-Resort”.
Im angrenzenden Fluss, welcher den Dschungel von der Zivilisation trennt, suhlten sich einige Vierbeiner. Auf der anderen Seite des Flusses traute ich meinen Augen kaum…
Elefantenfußball! Das es so was gibt?! In unmittelbarer Nähe befand sich eine Elefantenaufzuchtstation. Damit die Dickhäuter auch regelmäßig ihren Auslauf bekamen, wurde mit Ihnen einfach Fußball gespielt. Ein nicht ganz kostengünstiges Unterfangen: Hin und wieder hörte man einen lauten Knall – immer dann wenn ein Dumbo versehentlich _auf_ einen Fußball trat… 😉
Die fußballspielenden Elefanten sind aber nicht die einzige Attraktion gewesen. Mehrere Schulklassen befanden sich hier zum Picknick und waren überaus neugierig auf die “weißen Fremden”. 😉
Was mit einem harmlosen Foto begann…
…und entwickelte sich zu einer…
Hier wurde nicht nach Geld oder Essen gefragt, hier war der Spaß im Vordergrund. Eine wirklich herzhafte Erfahrung! 🙂
Abends geleitete uns der Unterkunftsmitarbeiter, Lama (ja, das ist wirklich sein Name und nein, er spuckt nicht), in sein Tharu-Heimatdorf und…
…wir besuchten das örtliche Mini-Museum (im Bild komplett zu sehen) mit den traditionellen Utensilien.
Die Sonnenuntergänge am Rande des Dschungels…
…und die Atmosphäre waren wirklich einmalig.
Zurück in der Unterkunft begrüßten wir unsere neuen Mitbewohner. Die schwarzen Pünktchen an der weißen Wand sind Ameisen…
…und hier – direkt auf meinem Rucksack – wird gerade eine Grille von einer hungrigen Raubspinne verspeist. Der voraus gegangene Kampf quer durch das Zimmer war nicht minder interessant.
Abends im Restaurant bewunderte ich die Speisekarte. Wie viele Fehler finden wohl auf einer Speisekarte Platz? Oben die Vorderseite,…
Lama (links im Bild) versorgte uns (Thijs, mich, Oliver) abends mit selbst gebranntem Rakshi, einem Getränk was nach seinen Aussagen alle Krankheiten, Kummer und Sorgen fernhält… 😉
Zusammenfassend kann ich sagen, dass bereits der erste Tag in Chitwan eine enorme Bereicherung war. Seit einigen Jahren verspürte ich hier nun erstmalig wieder tiefe Momente der puren Muße – ein Glückszustand unbegrenzter Kreativität und der Freiheit des klaren Denkens. 🙂 In der heimischen Hektik des Alltags gehen diese wirklich wichtigen Augenblicke wortwörtlich verloren. Der Tag ist durchgeplant und es bleibt – abgesehen von etwas Pseudo-Kreativität – keine Zeit mehr für die eigenen Gedanken, Reflektionen und die daraus entstehenden Schlussfolgerungen.
Moralspruch des Tages: Geht in die Natur und lasst dem Ding zwischen den Ohren ohne Ablenkung freien Lauf. Es macht Spaß, entspannt und bringt neben vielen neuen Ideen vor allem Lebensqualität. 🙂
Weiterführende Links:
- Chitwan-Nationalpark – Definitiv einer der schönsten Plätze in Nepal
- Sauraha – Tourismusgeprägter Ort am Rande des Chitwan-Nationalparks
- Tharu – Möglicherweise direkte Nachfahren Buddhas
- Rakshi – Traditionelles, selbst gebranntes, alkoholisches Getränk in und um Nepal
- Muße – Die Freiheit zum kreativen Denken, unbeliebt bei manchen Regierungen…
Das letzte Bild ist sehr gelungen. 😉
Das letzte Bild zeigt einen in sich ruhenden Mathias. Oder waren die Gedanken bei der Raubspinne.