30.09.2010: Nachmittags in Irkutsk angekommen musste ich nun irgendwie vom Busbahnhof zur Politech-Universität gelangen. Dort hatte ich mich für 19 Uhr mit meinem Couchsurfing-Host verabredet. Nach vielen Fragen fand ich die richtige „Bushaltestelle“ und, nachdem ich eine Weile das Treiben der öffentlichen Verkehrsmittel studierte, quetschte ich mich schließlich mit meinem Monsterrucksack in einen öffentlichen Minibus. Ich fiel dort schon ein wenig auf, was ich an den neugierigen Blicken durchaus merkte. Am Ziel angekommen hatte ich noch drei Stunden Wartezeit. An der Bushaltestelle zu warten war mir a) zu kalt und b) waren mir die musternden Blicke nicht unbedingt von jeder Person geheuer. So versuchte ich mich ein zweites Mal in eine russische Uni „einzuschmuggeln“. Der Plan, einfach und „unauffällig“ (mit großem Rucksack…) schnurstracks durch die Absperrung zu laufen, klappte leider nicht. Nach 15 Minuten intensivem Diskutieren (ich in Englisch, Deutsch und brockenhaft Russisch – die Gegenseite nur in Russisch…) gaben die drei Wachmänner schließlich auf und ließen mich trotzdem passieren. Merke: Hartnäckigkeit, Freundlichkeit und dabei immer schön Lächeln zahlt sich irgendwann aus. In der Uni war es schön warm und es gab ungeschütztes WiFi – welch ein Service.
In der Dämmerung marschierte ich dann wieder Richtung Bushaltestelle und traf mich dort mit meinem Couchsurfing-Host Anna. Sie holte mich mit ihrem Auto ab und wir fuhren zu ihrer nahegelenen Wohnung, wo sie mit ihrem Ehemann Stefan lebte. Die Gastfreundschaft war wieder einmal unbeschreiblich klasse. Nach einer wohltuenden Dusche mit echtem warmen Wasser (tagelang nicht gehabt…) sah ich auch schon wieder halbwegs menschlich aus. Abens wurde ich mit leckerem Omul verwöhnt. Wohlgemerkt: Omul ist ein Lachsfisch, der nur im Baikalsee vorkommt. Zudem wurden die Fische wenige Stunden zuvor von Stefans Vater frisch gefangen und von Stefan auf eine unglaublich köstliche Art zubereitet. Eine absolut unvergessliche Delikatesse!
Am nächsten Tag stattete mich Anna mit einer Karte von Irkutsk aus und erklärte mir, was sich in Irkutsk lohnt und was nicht. So machte ich mich auf eigene Faust auf und erkundete die Stadt bei strahlendem Sonnenschein. Eine Sache fand ich dabei überaus bemerkenswert: Irkutsk ist eine Stadt mit ca. 600.000 Einwohnern – irgendwie kann ich das jedoch nicht glauben. In Summe traf ich in Bus, Restaurant und auf der Straße 9 Leute, die ich zuvor in der Transsib, auf Olchon sowie auf der Fähre kennen gerlent hatte… Schon erschreckend klein die Welt. Zudem lernte ich mit Fritz noch einen Südtiroler kennen, der in Irkutsk Russisch studiert und mir und noch ein paar weiteren Irkutsk zeigte und erklärte. Hier ein Bild mit Blick auf die Angara.
Abends wieder bei Anna und Stefan wurde ich mit leckerer Omul-Fischsuppe verwöhnt und bereitete mich seelisch auf die Abreise Richtung Mongolei vor. Ich half Anna noch bei der deutschen Übersetzung für ein Erasmus-Stipendium in Deutschland und Stefan organisierte ein Taxi für 4 Uhr nachts für mich Richtung Irkutsker Bahnhof. Abends wollten wir lediglich ein paar Folgen der neuen Staffel Simpsons schauen (glücklicherweise auf Englisch). Im Endeffekt schauten wir jedoch die ganze Nacht durch, bis das Taxi durchklingelte und mich zum Bahnhof brachte. Nochmals vielen Dank an beide für die herzliche Gastfreundschaft. Auf dem Foto sitzen wir auf dem Ehebett von Anna und Stefan sowie rechts im Bild mein Schlafgemach.