05.11.2010 – Fortsetzung
Nach all den Bergen in den letzten Tagen, heißt es nun Abschied nehmen. Das Mount Everest Base Camp war definitiv und wortwörtlich ein Höhepunkt. Der Mount Everest – nichts auf der Welt ist dem Himmel dauerhaft gesehen näher. Es gibt auf unserer Erde noch so viel Anderes zu sehen und ich hatte mit der Entdeckung gerade erst begonnen. Voll mit Endorphinen (in Bezug auf Euphorie) verabschiedete ich mich von der Weltspitze und wir machten uns auf den Weg zur nepalesischen Grenze. Zur Sicherheit, weil unser Jeep ja nicht mehr so zuverlässig schien, fuhren wir mit dem anderen (Starthilfe-)Jeep in Kolonne.
Wir passierten kristallklare und teilvereiste Bergflüsse…
…und bahnten uns den Weg immer weiter über das Himalaya-Gebirge.
Ein Großteil der Route verlief auf über 5000 m Höhe. Wir fuhren sprichwörtlich auf dem Dach der Welt spazieren.
Die Strecke war dabei alles andere als komfortabel. Vorbei an Abhängen, über ungesicherte Straßen…
…und hinweg über Steinwüsten. Diese Route war definitiv ein extremer Belastungstest für unser Gefährt sowie unsere Bandscheiben.
Dafür war die Himalaya-Landschaft und schier unendliche Weite schlicht atemberaubend.
Nach ca. drei Stunden intensiver Holperstrecke erreichten wir schließlich ein Dorf und stärkten uns erst mal ein wenig.
Die Straßenhunde waren ganz begeistert von unserem Auto und belagerten es direkt.
Schließlich setzten wir unsere Himalaya-Überquerung fort und begannen das Hochgebirgssystem von einer neuen Seite zu sehen.
Langsam aber sicher schlängelten wir uns immer weiter bergab…
…und der Schnee wurde mit jedem Kilometer weniger.
Zwischendurch gab es auch eine kurze Yak-Kampf-Einlage, welches uns mit seinen Hinterhufen von der Straße kicken wollte.
Schnell passierten wir den wirklich unfreundlich dreinschauenden Weggefährten.
Von einem auf den anderen Moment war es grün. So einen dichten Wald hatte ich zuletzt nur in Deutschland gesehen – weder in Russland, schon gar nicht in der Mongolei und auch nicht in den letzten Wochen China. Tibet war dabei die besondere Krönung der größtenteils vegetationsfreien Landschaft. Es war wirklich ungewohnt und gleichzeitig unglaublich schön nun diese dichte Waldlandschaft zu sehen. Nach den letzten Tagen extremer Berglandschaft war ich jetzt durchaus überfällig wieder eine gesunde Vegetation zu erleben. Zudem fühlte ich eine innere Wärme aufsteigen. Wir waren hier deutlich unter 2000 m Höhe. Endlich lag wieder ein normaler Sauerstoffgehalt in der Luft. Ich spürte meine physische Energie wiederkommen. Die extremen Höhen in den letzten Tagen waren schon wirklich eine spürbare Belastung. Mein Körper hat sich im Verlaufe immer mehr angepasst und war nun wieder runter auf einen normalen Höhenlevel – ich fühlte mich topfit. Jetzt erlebte ich den Grund, warum Leistungssportler vor einem Wettkampf gerne mal ein paar Wochen im Höhen-Trainingslager in den Bergen verbringen…
Im Fazit kann ich sagen, dass die tibetische Berglandschaft wirklich unfassbar schön anzusehen ist. Dauerhaft leben könnte ich dort jedoch nicht. Zu karg und lebensfeindlich ist die Umgebung aufgrund der extremen Höhen. Zudem habe ich Tibet in einer sehr guten Jahreszeit besucht. Wie sieht es wohl im tiefen Winter aus? Meine Hochachtung an die Menschen die dort leben. Einfach ist das mit Sicherheit nicht und erfordert wirklich einen immensen Glauben.
Im Grenzort Zhangmu angekommen, bezogen wir zunächst unser Hotel.
Vom Luxus der letzten Tage war hier nicht mehr viel zu sehen…
…und die “Toilette” eher gewöhnungsbedürftig.
Heute war unser letzter Abend in China und es hieß so langsam Abschied nehmen. Wir fragten Dorjee, ob er mit uns das Nachtleben in Zhangmu erleben wollte. Das war genau das Richtige für ihn. Wir zogen durch die Straßen und sahen, dass das Prostitutionsverbot in China anscheinend nicht für diesen Grenzort galt. Unser Hotel lag inmitten einer Straße mit mehreren rot beleuchteten kleinen Hauseingängen und Fensterscheiben mit vereinzelten Damen. Zufälligerweise trafen wir unterwegs Thijs, den wir im Gasthaus am Mt. Everest kennengelernt hatten. Zu fünft besuchten wir einen nahen Club und Dorjee orderte erst mal ein Zehnerpack Büchsenbier für uns. Das Bier wurde von den Bedienungen in kleine Gläser gefüllt und diese dann auf Ex geleert. Das Glas noch nicht auf dem Tisch, wurde es von den Bedienungen aus dem Büchsenbier-Vorrat direkt wieder aufgefüllt. Und schon war die nächste Runde dran. Heidewitzka, hier ist anscheinend das Motto: “Nicht lange schnacken, Kopp in Nacken.” Einige Runden später machten wir uns auf die Suche nach einer anderen Lokalität. Durch enge Gassen schlängelnd, fanden wir schließlich eine Art Discothek. Die Stimmung war sehr gut und die Musik durchaus passend. So ergab eins das andere und die Tanzfläche ließ nicht lange auf sich warten. Dorjee und insbesondere Michael waren richtige Stimmungskanonen und rockten die Tanzfläche. Schnell merkte ich meine anziehende Wirkung auf einheimische Frauen und konnte ja, höflich wie ich bin, schlecht die vielen Tanzaufforderungen ablehnen. ;)Wortwörtlich der ganze Club tanzte bis sehr tief in die Nacht. Verschnaufpausen waren nur für wenige Minuten möglich, bevor man wieder auf die Tanzfläche gelotst wurde. Im Fazit: Ein wirklich ein toller, unvergesslicher Abend und ein krönender Abschluss von Tibet.
Morgen geht es auf nach Nepal. Was wird mich wohl dort erwarten?
Weiterführende Links:
- Endorphine – Eine wundervolle Droge
- Euphorie – Grenzenloser Stimmungszustand
- Himalaya – Asiatisches Hochgebirgssystem
- Yak – Tibetischer Grunzochse oder auch Bos mutus
- Zhangmu – Grenzort auf chinesischer Seite zu Nepal